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Stresspunktmassage ~ Eine effektive Technik zur Entspannung und Regeneration von Pferden

Die Stresspunktmassage (SPM) ist eine spezielle Form der Massagetherapie, die gezielt bei Pferden eingesetzt wird, um muskuläre Verspannungen und Schmerzen zu behandeln. Diese Technik basiert auf der Identifikation und Behandlung von sogenannten Stresspunkten im Muskelgewebe. Der amerikanische Physiotherapeut Jack Meagher entwickelte diese Methode in den 1970er Jahren und machte sie durch seine Arbeit mit Sportpferden bekannt.


Was sind Stresspunkte?


Stresspunkte sind schmerzhafte, punktuelle Areale, die oft in der Nähe von Muskel-Sehnen-Übergängen liegen. Diese Punkte reagieren bei einer Erkrankung oder Überlastung des entsprechenden Muskels. Es ist wichtig zu verstehen, dass Stresspunkte nicht zwangsläufig im Muskel selbst liegen müssen, der das Problem verursacht hat.


Die Stresspunktmassage unterscheidet sich von der Triggerpunktmassage, die sich auf ödematöse, verquollene Regionen im Muskelbauch konzentriert. Im Gegensatz dazu liegen Stresspunkte hauptsächlich im Bereich der Muskel-Sehnen-Übergänge.


Physiologische Grundlagen der Muskelarbeit


Um die Wirksamkeit der Stresspunktmassage zu verstehen, ist es wichtig, sich mit den physiologischen Grundlagen der Muskelarbeit vertraut zu machen. Die quergestreifte Skelettmuskulatur, die durch das Zentralnervensystem willentlich gesteuert wird, ist hier von besonderer Bedeutung. Muskeln bestehen aus Fasern, die durch Myofibrillen und die darin enthaltenen Aktin- und Myosinfilamente kontrahieren können.


Aufbau und Funktion der Muskulatur


Ein Muskel setzt sich zusammen aus dem Muskelbauch, der aus Muskelfaserbündeln (Faszikel) besteht, und den sehnigen Ansätzen, die ihn am Skelett befestigen. Innerhalb der Muskelfasern befinden sich Myofibrillen, die aus kleinsten funktionellen Einheiten, den Sarkomeren, bestehen. Die Sarkomere sind die eigentlichen Orte der Muskelkontraktion und bestehen aus den Proteinen Aktin und Myosin.


Die Muskelkontraktion wird durch die sogenannte „Sliding-Filament-Theorie“ erklärt, bei der sich die Myosinfilamente an die Aktinfilamente binden und diese gegeneinander verschieben. Dieser Prozess erfordert die Anwesenheit von Kalziumionen und Energie in Form von ATP (Adenosintriphosphat). Wenn ein Muskel aktiviert wird, führen Nervenimpulse zur Freisetzung von Kalzium, wodurch die Bindung von Myosin an Aktin ermöglicht wird und der Muskel sich zusammenzieht.


Der Ablauf einer Stresspunktmassage


Die Stresspunktmassage beginnt mit einer Palpation des Pferdes im Stand und ggf. in der Bewegung. Der Therapeut tastet dann gezielt die Stresspunkte ab, um schmerzhafte Stellen zu identifizieren. Die Behandlung erfolgt in drei Schritten:


1. Direkter Druck: Mit dem Daumen oder der Fingerspitze wird direkter Druck auf den Stresspunkt ausgeübt. Dies führt zur Freisetzung von Histamin und Acetylcholin im Gewebe, was die Durchblutung fördert.


2. Querfriktionen: Hierbei handelt es sich um Reibungen quer zur Muskelfaser, die Verklebungen im Gewebe lösen und die Schmerzrezeptoren dämpfen. Diese Technik verbessert auch die Durchblutung und reduziert den Sympathikustonus.


3. Rhythmisches Drücken: Mit dem Handballen oder dem Faustrücken wird der gesamte Muskelverlauf durchgearbeitet, was die Durchblutung des Muskelgewebes weiter fördert.


Die 25 Stresspunkte und ihre Bedeutung


Jack Meagher identifizierte insgesamt 25 Stresspunkte am Pferdekörper, die systematisch behandelt werden können. Diese Punkte befinden sich an verschiedenen Muskelgruppen, die im Folgenden erläutert werden:


- m. trapezius (Trapezmuskel) und m. rhomboideus (Rautenmuskel): Diese Muskeln sind wichtig für die Bewegung und Stabilisierung des Schulterblattes.

- m. supraspinatus (Obergrätenmuskel) und m. infraspinatus (Untergrätenmuskel): Beide spielen eine Rolle bei der Stabilisierung und Streckung des Schultergelenks.

- m. biceps femoris (Zweiköpfiger Oberschenkelmuskel) und m. gastrocnemius (Wadenmuskel): Diese Muskeln sind wesentlich für die Streckung der Hüfte, des Knies und des Sprunggelenks und somit entscheidend für die Bewegung der Hinterhand.


Jeder dieser Punkte hat eine spezifische Funktion und kann durch verschiedene Massagetechniken behandelt werden, um den Muskeltonus zu normalisieren und den Stoffwechsel zu verbessern.


Was passiert im Muskel bei der Anwendung?


Während der Stresspunktmassage wird gezielter Druck auf die betroffenen Muskelbereiche ausgeübt. Dieser Druck löst Spannungen im Gewebe und verbessert die Durchblutung, was zu einer besseren Sauerstoff- und Nährstoffversorgung der Muskelzellen führt. Durch die Manipulation der Muskelfasern werden Verklebungen gelöst und der Abtransport von Stoffwechselabfallprodukten gefördert.


Die Freisetzung von Histamin und Acetylcholin trägt zur Erweiterung der Blutgefäße bei, wodurch die Durchblutung weiter verbessert wird. Dies hilft, die muskuläre Spannung zu reduzieren und die natürliche Funktion der Muskeln wiederherzustellen. Die rhythmische Drucktechnik fördert zudem die Entspannung des gesamten Muskelverlaufs und unterstützt die Erholung nach intensiver Belastung.


Vorteile der Anwendung bei Sportpferden


Für Sportpferde, die regelmäßig intensiven Belastungen ausgesetzt sind, bietet die Stresspunktmassage zahlreiche Vorteile. Durch die gezielte Behandlung der Stresspunkte können Muskelverspannungen frühzeitig erkannt und behandelt werden, bevor sie zu schwerwiegenden Verletzungen führen.


Die Massage verbessert die Beweglichkeit der Pferde, was insbesondere für Disziplinen wie Dressur, Springreiten und Vielseitigkeit von Bedeutung ist, bei denen eine hohe Flexibilität und Muskelkoordination erforderlich sind. Außerdem trägt die SPM dazu bei, die Erholungszeit nach intensiven Trainingseinheiten oder Wettkämpfen zu verkürzen, indem sie den Muskelstoffwechsel anregt und die Muskeln schneller regenerieren lässt.


Ein weiterer Vorteil ist die Prävention von Überlastungsschäden. Durch die regelmäßige Anwendung der Stresspunktmassage wird der Muskeltonus überwacht und reguliert, was das Verletzungsrisiko senkt und die Leistungsfähigkeit des Pferdes aufrechterhält.


Fazit


Die Stresspunktmassage ist eine wirkungsvolle Methode, um muskuläre Probleme bei Pferden zu behandeln und deren Leistungsfähigkeit zu erhalten. Durch gezielte Druck- und Massagetechniken werden Verspannungen gelöst, die Durchblutung gefördert und die allgemeine Beweglichkeit des Pferdes verbessert. Besonders für Sportpferde bietet diese Methode präventive und rehabilitative Vorteile, die ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit nachhaltig unterstützen.

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